Donnerstag, 27. September 2007

Ünal Kaymakçi: Bauherr der Hausener Moschee im Interview FR

Artikel in der Frankfurter Rundschau 27.09.2007 (Zitat):
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Es ist traurig, wie viele Ressentiments gegenüber meiner Religion bei einem Teil der Bevölkerung herrschen. Uns ging es immer darum, mit den künftigen Nachbarn in Hausen ein gutes Verhältnis anzustreben, und wir werden das auch weiterhin geduldig verfolgen.
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Die kommt ja nur von einem bestimmten Teil. Wir erhalten viel mehr Zustimmung als Ablehnung. Zum Beispiel von allen Fraktionen im Römer, den Kirchen, einigen Vereinen und von vielen Bürgern. Auch die Unterschriftensammlung der Bürgerinitiative war nicht so erfolgreich. Ich habe die Zahl von 200 gehört. Bei 7000 Hausenern und noch mehr Rödelheimern ist das ziemlich gering.
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Meine Generation ist hier in Deutschland geboren und aufgewachsen. Das hat nichts mit einer geplanten und von außen gesteuerten Islamisierung unseres Landes zu tun, sondern hängt mit der Geschichte der Arbeitsmigration zusammen. Hier werden wie schon einmal Verschwörungstheorien gegen eine bestimmte Bevölkerungsgruppe verbreitet. Ich halte das für hoch bedenklich.
Die Gegner versuchen von Anfang an, Makel zu finden. Sei es am Verein, am Islam, bei meiner Person und jetzt, nachdem wir mit unserer Transparenz alle Fragen beantwortet haben, versucht man es über die Finanzierung. Wir haben dem Magistrat angeboten, unsere Zahlen offenzulegen. Zehn Prozent der Baukosten kommen über Spenden von unseren Mitgliedern, der Rest ist über Kredit von einer deutsche Bank finanziert. Wir haben sechs Bürgen aus den Vorständen der beiden Vereine.
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Viele fragen sich, wie es sein kann, dass sich Menschen mit so viel Herzblut engagieren und mit ihrem Vermögen haften. In einer Zeit, in der Religion immer weniger eine Rolle spielt und darüber diskutiert wird, dass Kirchen verkauft und abgerissen werden. Da wird das Engagement von Muslimen einerseits bewundert, macht andererseits aber auch Angst. Aber jeder gläubige Mensch muss dieses Engagement nachvollziehen können. Für uns ist der Bau des Gotteshauses sehr wichtig für die Identifikation mit unserer neuen Heimat. Es reicht nicht, sich als Individuum im Land wohl zu fühlen. Wir wollen auch als Gemeinde gut aufgehoben sein.
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Jetzt geht es ans Eingemachte: Um den Umgang mit einer neu ansässigen Weltreligion in einem christlich sozialisierten Land. Da entstehen natürlich Reibungen. Das Miteinander muss sich einspielen. Da kann so ein Gesprächskreis viel bewirken für den sozialen Frieden in einer pluralistischen Gesellschaft. Für das Vorhaben in Hausen glaube ich, dass nichts erreicht werden kann. Aber es wird in einer Stadt mit zwölf Prozent Muslimen auch künftig Fragen des Zusammenlebens geben. Insoweit sind die Diskussionen notwendig.
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Wir haben vor dem Gesetz schon eine Gleichstellung aller Religionen. Der Islam organisiert sich zurzeit in Deutschland im Rahmen des Einheitsprozesses der Muslime neu. Dadurch wird es einen einheitlichen Ansprechpartner geben. Das wird die Gleichberechtigung des Islam mit anderen Religionen als Körperschaften des öffentlichen Rechts erleichtern. Wir Muslime sind auf einem guten Weg, eine deutsche Prägung des Islam zu bilden ohne in unserer eigenen Identität gespalten zu sein.
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Muslime müssen sich mit diesem Land identifizieren, sich als deutsche Staatsbürger muslimischen Glaubens für dieses Land einbringen. Die Altbürger wiederum müssen akzeptieren, dass es durch die Arbeitsmigration eine veränderte Bevölkerungsstruktur gibt, und dass es deutsche Muslime in unserem Land gibt, die gleichberechtigt mit allen leben möchten.
Link zum Artikel:
http://www.fr-online.de/frankfurt_und_hessen/dossiers/moschee_spezial/?em_cnt=1216786&index_page=2

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