Artikel in der Frankfurter Rundschau 19.09.2007 (Zitat):
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Wenn uns der Islam auch nach Jahrzehnten gelebter Nachbarschaft immer noch fremd erscheint, liegt das auch daran, dass wir, das heißt die Mehrheitsgesellschaft, ihn schlichtweg nicht wahrgenommen haben - so wie es auch lange versäumt wurde, Deutschland als Einwanderungsland zu begreifen. Hinzu kommt die politische "Großwetterlage" durch Terroranschläge, die gerade in den letzten Jahren dazu geführt haben, dass viele pauschal Angst vor "dem Islam" haben. Genau an diesem Punkt holen uns jetzt die Versäumnisse der Vergangenheit ein. Würden wir unsere muslimischen Nachbarn und ihren Glauben besser kennen, gäbe es sicher weniger Vorbehalte gegen Moscheebauten. Jetzt gilt es zu vermitteln, sie als Hinweis zu sehen, dass muslimische Gemeinden in dieser Gesellschaft angekommen sind und sie mitgestalten möchten.
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Ein demokratischer Rechtsstaat zeichnet sich dadurch aus, dass seine ihm zugrunde liegenden Werte auch dann Geltung haben, wenn manche diese Werte nicht teilen. Deshalb bleibt es eine gemeinsame Aufgabe in dieser Gesellschaft, für Toleranz im Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen zu werben und sie vor allem zu leben.
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Säkular bedeutet doch nicht Zwang zur Religionslosigkeit. Religionsfreiheit heißt bei uns nicht nur Freiheit von der Religion, sondern Freiheit zur religiösen Gestaltung des Lebens, auch in Form von sichtbaren Gebäuden.
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Angst wird dann kontraproduktiv, wenn sie dazu führt, eine ganze Gruppe, in diesem Fall die Angehörigen einer Weltreligion nur noch als eine Art "Schreckgespenst" wahrzunehmen. Angst ist ernst zu nehmen, darf aber nicht zur Rechtfertigung pauschaler Ablehnung und Ausgrenzung dienen. Hier gilt es zu unterscheiden: Die Angst vor islamistischem Terror ist gerechtfertigt, die Angst vor "dem Islam" nicht.
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Link zum Artikel:
http://www.fr-online.de/frankfurt_und_hessen/dossiers/moschee_spezial/?em_cnt=1212572&index_page=3
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