Donnerstag, 27. September 2007

Ünal Kaymakçi: Bauherr der Hausener Moschee im Interview FR

Artikel in der Frankfurter Rundschau 27.09.2007 (Zitat):
[...]
Es ist traurig, wie viele Ressentiments gegenüber meiner Religion bei einem Teil der Bevölkerung herrschen. Uns ging es immer darum, mit den künftigen Nachbarn in Hausen ein gutes Verhältnis anzustreben, und wir werden das auch weiterhin geduldig verfolgen.
[...]
Die kommt ja nur von einem bestimmten Teil. Wir erhalten viel mehr Zustimmung als Ablehnung. Zum Beispiel von allen Fraktionen im Römer, den Kirchen, einigen Vereinen und von vielen Bürgern. Auch die Unterschriftensammlung der Bürgerinitiative war nicht so erfolgreich. Ich habe die Zahl von 200 gehört. Bei 7000 Hausenern und noch mehr Rödelheimern ist das ziemlich gering.
[...]
Meine Generation ist hier in Deutschland geboren und aufgewachsen. Das hat nichts mit einer geplanten und von außen gesteuerten Islamisierung unseres Landes zu tun, sondern hängt mit der Geschichte der Arbeitsmigration zusammen. Hier werden wie schon einmal Verschwörungstheorien gegen eine bestimmte Bevölkerungsgruppe verbreitet. Ich halte das für hoch bedenklich.
Die Gegner versuchen von Anfang an, Makel zu finden. Sei es am Verein, am Islam, bei meiner Person und jetzt, nachdem wir mit unserer Transparenz alle Fragen beantwortet haben, versucht man es über die Finanzierung. Wir haben dem Magistrat angeboten, unsere Zahlen offenzulegen. Zehn Prozent der Baukosten kommen über Spenden von unseren Mitgliedern, der Rest ist über Kredit von einer deutsche Bank finanziert. Wir haben sechs Bürgen aus den Vorständen der beiden Vereine.
[...]
Viele fragen sich, wie es sein kann, dass sich Menschen mit so viel Herzblut engagieren und mit ihrem Vermögen haften. In einer Zeit, in der Religion immer weniger eine Rolle spielt und darüber diskutiert wird, dass Kirchen verkauft und abgerissen werden. Da wird das Engagement von Muslimen einerseits bewundert, macht andererseits aber auch Angst. Aber jeder gläubige Mensch muss dieses Engagement nachvollziehen können. Für uns ist der Bau des Gotteshauses sehr wichtig für die Identifikation mit unserer neuen Heimat. Es reicht nicht, sich als Individuum im Land wohl zu fühlen. Wir wollen auch als Gemeinde gut aufgehoben sein.
[...]
Jetzt geht es ans Eingemachte: Um den Umgang mit einer neu ansässigen Weltreligion in einem christlich sozialisierten Land. Da entstehen natürlich Reibungen. Das Miteinander muss sich einspielen. Da kann so ein Gesprächskreis viel bewirken für den sozialen Frieden in einer pluralistischen Gesellschaft. Für das Vorhaben in Hausen glaube ich, dass nichts erreicht werden kann. Aber es wird in einer Stadt mit zwölf Prozent Muslimen auch künftig Fragen des Zusammenlebens geben. Insoweit sind die Diskussionen notwendig.
[...]
Wir haben vor dem Gesetz schon eine Gleichstellung aller Religionen. Der Islam organisiert sich zurzeit in Deutschland im Rahmen des Einheitsprozesses der Muslime neu. Dadurch wird es einen einheitlichen Ansprechpartner geben. Das wird die Gleichberechtigung des Islam mit anderen Religionen als Körperschaften des öffentlichen Rechts erleichtern. Wir Muslime sind auf einem guten Weg, eine deutsche Prägung des Islam zu bilden ohne in unserer eigenen Identität gespalten zu sein.
[...]
Muslime müssen sich mit diesem Land identifizieren, sich als deutsche Staatsbürger muslimischen Glaubens für dieses Land einbringen. Die Altbürger wiederum müssen akzeptieren, dass es durch die Arbeitsmigration eine veränderte Bevölkerungsstruktur gibt, und dass es deutsche Muslime in unserem Land gibt, die gleichberechtigt mit allen leben möchten.
Link zum Artikel:
http://www.fr-online.de/frankfurt_und_hessen/dossiers/moschee_spezial/?em_cnt=1216786&index_page=2

Mittwoch, 26. September 2007

Moschee-Streit: Stadt verbietet NPD-Aufmarsch FR

Artikel in der Frankfurter Rundschau 26.09.2007 (Zitat):
[...]
Die NPD will am 20. Oktober in Frankfurt aufmarschieren - wie zuletzt am 7. Juli. Anlass ist diesmal der umstrittene Moscheebau in Hausen. Der Titel der Veranstaltung, die der wegen Volksverhetzung verurteilte Rechtsextremist Marcel Wöll am Dienstag angemeldet hat, lautet: "Stoppt die Islamisierung Deutschlands - keine Großmoschee in Frankfurt-Hausen".
[...]
Ob die NPD diesmal jedoch wieder in Frankfurt aufmarschieren kann, ist fraglich. Am Dienstagnachmittag entscheidet Oberbürgermeisterin Petra Roth (CDU): Die Demonstration wird per Verfügung von der Stadt verboten, wegen der Gefahr, dass von ihr Volksverhetzung und Aufstachelung zum Rassenhass ausgehen. Die Stadt ist entschlossen, auch eine juristische Auseinandersetzung durch alle Instanzen durchzustehen, so der Leiter des OB-Büros, Peter Heine.
Roth beruft außerdem das Römerberg-Bündnis von Kirchen, Gewerkschaften und Parteien ein, das schon bei der ersten Demonstration die Stadt gegen Rechts mobilisiert hatte. Die Chancen für ein gerichtliches Verbot stünden sehr viel besser als vor dem Aufmarsch im Sommer, sagte Rhein. Denn schon der Aufruf zur Demonstration mache deutlich, dass die NPD auf Volksverhetzung aus sei.
Der Sprecher der Anti-Nazi-Koordination, der Pfarrer Hans-Christoph Stoodt, sagte, er rechne fest mit einem Verbot. Sollte die NPD aufmarschieren dürfen, werde er alles tun, um die Demonstration zu verhindern. "Die wollen nur Öl ins Feuer gießen. Es ist völlig inakzeptabel, was die NPD macht", sagt der CDU-Fraktionschef im Römer, Markus Frank. Er sichert Rhein die volle Rückendeckung seiner Fraktion zu, um die Demo der Rechtsextremen zu verhindern.
[...]
Link zum Artikel:
http://www.fr-online.de/frankfurt_und_hessen/dossiers/moschee_spezial/?em_cnt=1216111&index_page=2

Sonntag, 23. September 2007

Reaktionen auf Moschee in Frankfurt Hausen - frankfurter-info

frankfurter-info.org 23.09.2007:
Seit einigen Monaten kämpft eine Bürgerinitiative gegen den Bau einer Moschee im Frankfurter Stadtteil Hausen. Die islamische Hazrat-Fatima-Gemeinde möchte dort ein repräsentatives Gotteshaus errichten. Hiergegen wird Stimmung gemacht.

Die nicht eben taufrischen rassistischen "REPublikaner" lechzen nach Aufmerksamkeit und einem Thema für den Landtagswahlkampf. Jetzt haben sie endlich eins, hoffen sie: "JA zum Minarettverbot" tönen sie für den 20. Oktober hessenweit – zeitgleich zur jüngsten Forderung Edmund Stoibers, "Kathedralen müssen größer sein als Moscheen!" Wer da wohl den längsten hat? Man will es gar nicht wissen. Sicher ist: "Moscheebauten erregen ganz Deutschland!" Die REPs jedenfalls rufen zu einer "Veranstaltung mit Kundgebung" am 20. Oktober nach Rüsselsheim auf.

Die nächste Sitzung des Ortsbeirats 7 findet am Dienstag, 25. September statt. Ganz offenbar plant der Ortsbeirat in seiner Mehrheit von REPs, BFF, FDP, Grünen und CDU, trotz der gegenteiligen Auskunft des Stadtbauamts den Moscheebau über vorgeschobene baurechtliche "Gründe" zu stoppen.

Einen weiteren Weg schlägt Wolfgang Hübner (BFF) in mehreren Pressemitteilungen ein. Er möchte seit längerem, dass die Moschee "woanders" gebaut werden soll. Zu diesem Zweck schießt er sich nun gegen den grünen Integrationsdezernenten Jean-Claude Diallo ein – wohl in der Hoffnung, gegen ihn ließe sich das "gesunde Volksempfinden" am besten aufhetzen.

Es gibt taktische Widersprüche im Lager der Moscheebaugegner. Grüne und CDU im Römer werden es sich nicht erlauben können, ihren Dezernenten Diallo beschädigen zu lassen. Auch nicht von ihren Parteifreunden vor Ort.

Die Moscheebaugegner haben sichtbar ein Problem. CDU, FDP und Grüne werden sich etwas einfallen lassen müssen, um nicht in der von Hübner und der NPD besetzten Ecke des Rassismus zu landen. Gleichzeitig haben sie wenig inhaltlichen Spielraum. Denn die Äußerungen von Werner Buch (Stadtbauamt) zu den angesprochenen Fragen des Baurechts waren deutlich entlastend und zugunsten des Moscheebaus.

Klaus Willkomm-Wiemer, IG Metall Frankfurt und Mitglied der Anti-Nazi-Koordination schreibt als Beobachter des Ortsbeirats in einem Leserbrief an die FR zum Vorgehen von CDU, FDP, GRÜNEN REPs und BFF im Ortsbeirat:

"Die Mehrheit des Ortsbeirats aus CDU, FDP, Bündnis 90/Die Grünen, BFF und REP sowie dem fraktionslosen Ortsbeiratsmitglied hat auf ihrer Sitzung unmittelbar nach der Moschee-Diskussion vom 18. September für vier Anträge gestimmt, die offensichtlich darauf zielen, den Bau der Fatima-Moschee zu verhindern. Inhaltlich geht es in diesen gegen die Stimmen von SPD und Die Linke beschlossenen Anträgen um angeblich mit der Nutzung der Moschee entstehende Verkehrs- oder Parkprobleme bzw. um den Versuch, den Bau der Moschee mit baurechtlichen Argumenten zu verhindern. Das ist vor allem deshalb bemerkenswert, weil in der dreistündigen Diskussion unmittelbar vorher vom Vertreter des städtischen Bauamts überzeugend und deutlich dargelegt wurde, dass die Moschee am Fischstein verkehrsmäßig kein Problem darstelle und baurechtlich nicht zu beanstanden sei. Die Beschlussfassung lässt deutlich das zwanghafte Bemühen erkennen, Hinderungsgründe gegen dem Moscheebau zu finden, die nicht von vornherein als fremdenfeindlich gesehen werden. Dass dabei die Vernunft genauso auf der Strecke bleibt, wie eine demokratische Streitkultur, ficht die genannten Ortsbeiratsmitglieder offenkundig nicht an.

Von CDU, FDP, Bündnis 90/Die Grünen, BFF und dem Fraktionslosen wurde außerdem ein Antrag eingebracht, der insgesamt 14 Fragen mit bezug zur geplanten Moschee an den Magistrat enthält. Die Fragen zielen zum großen Teil darauf ab, die Hazrat-Fatima-Zehra-Gemeinde bzw. ihre Sprecher zu diffamieren. Zum Beispiel, indem behauptet wird, der Moscheeverein habe "gegenüber Ortsbeirat und Stadtverordneten seit Monaten die Unwahrheit erzählt". Zum Beispiel, indem versucht wird, den Moscheeverein in die Nähe einer für zwielichtig gehaltenen Organisation zu rücken, die angeblich "dem iranischen Vorbild eines totalitären Gottesstaates mit antisemitische ausgerichteter Prägung und Zielsetzung entspricht". Alles in allem ein Sammelsurium von Scheinargumenten, ehrverletzenden und beleidigenden Behauptungen oder Vermutungen, die Herr Kaymakci in der Debatte vorher schon konkret widerlegt hatte."

Für den Fall, dass die oben erwähnte Mehrheit im Ortsbeirat 7 dieses unsägliche Dokument in der nächsten Sitzung am 25. September beschließt, darf man gespannt sein, wie sich der Frankfurter Magistrat mit seiner CDU-Mehrheit dazu verhält.

zusammengestellt aus: http://antinazi.wordpress.com

Link zum Artikel:
http://www.frankfurter-info.org/Nachrichten/papierausgabe-20-2007/reaktionen-auf-moschee-in-frankfurt-hausen

Samstag, 22. September 2007

Katholische Stadtdekan Raban Tilmann über die geplante Moschee in Hausen FR

Interview in der Frankfurter Rundschau 22.09.2007 (Zitat):
[...]
Der erste Punkt ist die Religionsfreiheit. Das ist ein Menschenrecht, das wird nicht verliehen, da gibt es auch keine Genehmigung oder Bedingungen oder es wird gar versagt. Religionsfreiheit ist ein naturgegebenes, auf der Aufklärung beruhendes Recht. In diesem Fall ist es ein Menschenrecht der Muslime. Auch die katholische Kirche musste das erst lernen. Wo Christen in der Mehrheit sind, wird Religionsfreiheit nicht gnädig gewährt, und wo sie in der Minderheit sind, muss sie nicht gefordert werden. Beides ist falsch.
[...]
Zunächst einmal heißt das, es ist ein selbstverständliches Recht der Muslime, dass sie ihre Religion öffentlich leben und äußern. Da gibt es nichts zu diskutieren. Das muss auch den christlichen Diskutanten gesagt werden. Der zweite Punkt ist das Baurecht. Da muss man sagen: Wir leben in einem freien Rechtsstaat. Der Bauantrag muss von der Stadt genauso behandelt werden wie jeder andere auch.
[...]
Ich muss sagen, ich bevorzuge es, wenn die Weltreligion Islam die Hinterhöfe verlässt und sich öffentlich sichtbar irgendwo ansiedelt. Diese Menschen beten ja zu Gott, und sie sind Teil der Stadtgesellschaft. Das sind deutsche Bürger. Freilich muss der Bau verträglich sein. Aber was ich bisher an Entwürfen gesehen habe, empfinde ich nicht als gewalttätig oder störend.
[...]
Und wenn ihnen die Muslime sagen, ohne Kuppel und Minarett ist es keine Moschee, dann müssen sie das Selbstbestimmungsrecht der Muslime respektieren. Wir muten unser Glockenläuten ja auch Menschen zu, die nicht an Gott glauben.
[...]
Die Überraschung, dass in dem scheinbar lupenrein christlichen Abendland eine große Weltreligion Platz genommen hat, ist noch nicht verdaut. Wir als katholische Kirche haben gerade am 12. September das Fest Mariä Namen gefeiert, zum Dank für den Sieg über die Türken bei Wien. Die universale katholische Kirche hat das Fest aus dem Kalender gestrichen, aber das ist noch im Bewusstsein drin. So entstehen Sorgen und Ängste bei Menschen, die von der Entwicklung überrollt worden sind.
[...]
Die kulturelle Osmose verläuft langsam. Religionen sind ja immer verbunden mit einer Kultur, mit Sitten. Mit der Katholischen Kirche verbinden zum Beispiel viele den Martinsumzug, Fastnacht und die Fronleichnams-Prozession, obwohl das für uns eher randständig ist. Bei den Muslimen heißt es, da riecht es nach Knoblauch, die Frauen sind verschleiert und sie schlachten ein Lamm in der Badewanne. Solche eher Ärgernis erregenden kulturellen Beimengungen der Religion treten ins Bewusstsein. Darin liegt die Chance, sich klar zu machen: Da ist eine uns unbekannte Weltreligion angekommen. Aber das braucht Zeit. Die Bürgerinitiative besteht aus Leuten, die das nicht wahrhaben wollen.
[...]
Da ist eine Furcht, die entstanden ist aus dem Erkennen, dass zu der Mehrheitsreligion eine Weltreligion hinzugekommen ist. Das kann ich nicht ändern, ich muss es dulden. Mir sind aber Leute lieber, die zu Gott beten, als diejenigen, die überhaupt keine Religion und Kultur haben. Ich kann erkennen, dass es irgendwann eine Art Bündnis der Gläubigen geben wird über das Trennende der Weltreligionen hinweg.
[...]
Link zum Artikel:
http://www.fr-online.de/frankfurt_und_hessen/dossiers/moschee_spezial/?em_cnt=1214334&index_page=2

Donnerstag, 20. September 2007

Moscheestreit: Immenses Unwissen FR

Artikel in der Frankfurter Rundschau 20.09.2007 (Zitat):
Wir sollten unsere freiheitlich demokratische Grundordnung verteidigen." Für den Hausener Ulrich Rügner ist das die zentrale Botschaft nach der Ortsbeiratssitzung zur geplanten Moschee am Industriehof. Rechtsextreme wie NPD oder Republikaner schürten kräftig gegen die Moschee und Muslime im Allgemeinen, um die Bürger für sich zu gewinnen.
Die Sitzung am Dienstag hat in weiten Kreisen der Stadt Bestürzung ausgelöst. Sie sei über die Redebeiträge entsetzt, sagte Helga Nagel, Leiterin des Amts für multikulturelle Angelegenheiten, am Tag danach. "Die Realitätsverleugnung ist so offensichtlich, es ist da so ein immenses Unwissen. Und es gibt für uns noch viel zu tun." Ünal Kaymakçi, Sprecher der bauwilligen Hazrat-Fatima-Gemeinde, musste sich unter anderem der Frage stellen, wie es denn in seiner Heimat um die Demokratie und die Situation der Christen stehe. "In meinem Land gibt es keine Probleme damit, ich bin hier zuhause", erklärte der 35-Jährige, der in Deutschland geboren und deutscher Staatsbürger ist. Er machte deutlich, dass es auch ihm unheimlich werde im Zusammenhang mit dem Bauprojekt: Wegen der feindlichen Stimmung gegen Muslime.
Wer sich auf Demokratie beziehe, müsse auch berücksichtigen, dass das Grundgesetz das Recht auf Religionsausübung garantiere. Mit dem Hinweis auf den Artikel 116 des Grundgesetzes reagierte Kaymakçi auf die Redner, die zu verstehen gaben, dass er nicht dazugehört. "Deutscher ist, wer die deutsche Staatsangehörigkeit hat."
[...]
Link zum Artikel:
http://www.fr-online.de/frankfurt_und_hessen/dossiers/moschee_spezial/?em_cnt=1213269&index_page=2

Moscheestreit: Immenses Unwissen FR

Artikel in der Frankfurter Rundschau 20.09.2007 (Zitat):
Wir sollten unsere freiheitlich demokratische Grundordnung verteidigen." Für den Hausener Ulrich Rügner ist das die zentrale Botschaft nach der Ortsbeiratssitzung zur geplanten Moschee am Industriehof. Rechtsextreme wie NPD oder Republikaner schürten kräftig gegen die Moschee und Muslime im Allgemeinen, um die Bürger für sich zu gewinnen.
Die Sitzung am Dienstag hat in weiten Kreisen der Stadt Bestürzung ausgelöst. Sie sei über die Redebeiträge entsetzt, sagte Helga Nagel, Leiterin des Amts für multikulturelle Angelegenheiten, am Tag danach. "Die Realitätsverleugnung ist so offensichtlich, es ist da so ein immenses Unwissen. Und es gibt für uns noch viel zu tun." Ünal Kaymakçi, Sprecher der bauwilligen Hazrat-Fatima-Gemeinde, musste sich unter anderem der Frage stellen, wie es denn in seiner Heimat um die Demokratie und die Situation der Christen stehe. "In meinem Land gibt es keine Probleme damit, ich bin hier zuhause", erklärte der 35-Jährige, der in Deutschland geboren und deutscher Staatsbürger ist. Er machte deutlich, dass es auch ihm unheimlich werde im Zusammenhang mit dem Bauprojekt: Wegen der feindlichen Stimmung gegen Muslime.
Wer sich auf Demokratie beziehe, müsse auch berücksichtigen, dass das Grundgesetz das Recht auf Religionsausübung garantiere. Mit dem Hinweis auf den Artikel 116 des Grundgesetzes reagierte Kaymakçi auf die Redner, die zu verstehen gaben, dass er nicht dazugehört. "Deutscher ist, wer die deutsche Staatsangehörigkeit hat."
[...]
Link zum Artikel:
http://www.fr-online.de/frankfurt_und_hessen/dossiers/moschee_spezial/?em_cnt=1213269&index_page=2

Moscheestreit: Angst macht Hausen feindselig FR

Artikel in der Frankfurter Rundschau 20.09.2007 (Zitat):
Der Tag nach dem "Kreuzzug": Die junge Frau wählt das Wort bewusst. Noch immer ist sie geschockt von der Ortsbeiratssitzung in der Brotfabrik zur geplanten Moschee am Fischstein-Kreisel. Am Morgen danach steht sie am selben Ort, erschüttert von der offenen Feindseligkeit der aufgebrachten Menge, die Ünal Kaimakçi als Vertreter der bauwilligen Hazrat-Fatima-Gemeinde entgegenschlug. Erschüttert auch darüber, wie "unreflektiert" Nachrichten von islamistischen Terrorakten und der geplante Moscheebau in Hausen zur pauschalen Abwehrfront zusammengerührt würden.
"Für mich ist das gezielte Manipulation." Damals, sagt sie, als Serbien bombardiert wurde, seien auch ständig negative Berichte über Serben veröffentlicht worden. Die junge Frau ist Serbin. "Ich kann mir sehr gut vorstellen, wie sich muslimische Frauen jetzt hier fühlen müssen." Von der Moschee fühlt sie sich nicht bedroht: "Eher von den christlichen Fundamentalisten und Sekten, die es am Industriehof und in der Praunheimer Landstraße gibt - mit teils sehr fragwürdigem Gedankengut."
[...]
Link zum Artikel:
http://www.fr-online.de/frankfurt_und_hessen/dossiers/moschee_spezial/?em_cnt=1213187&index_page=2

Jean-Claude Diallo: Moscheestreit "Es muss sich noch viel ändern in den Köpfen" FR

Artikel in der Frankfurter Rundschau 20.09.2007 (Zitat):
[...]
Ich denke, dass im Hintergrund sehr viel Stimmung gegen das Projekt gemacht wird. Die Republikaner, NPD und BFF nutzen die Verunsicherung der Bürger, um gegen das Vorhaben der Hazrat-Fatima-Gemeinde zu mobilisieren. Was ich am Dienstag auf der Ortsbeiratssitzung gehört habe, hat mir Angst gemacht… Es ist unglaublich, was da abgelaufen ist. Die dort ausgesprochenen Meinungen sind meines Erachtens sehr grenzwertig.
[...]
Wenn jemand von einer ,Negergemeinde' sprechen kann, ohne dass der Vorsitzende der Versammlung darauf reagiert und dies rügt, dann stimmt etwas nicht. Das darf nicht sein. Man lässt manche Aussagen einfach durchgehen, so ist mein Eindruck.
[...]
Ich hoffe sehr, dass es nur ein kleiner Teil der Bevölkerung ist, der dagegen ist. Das Zusammenleben in einer multiethnischen und multireligiösen Gesellschaft ist kein "Friede, Freude, Eierkuchen". Wir haben einen schwierigen Prozess vor uns; aber zur Integration gehört es, Toleranz auszuüben. Und tolerant zu sein, heißt wiederum, manche Dinge hinzunehmen, selbst wenn es einem schwer fällt. Ich bin zuversichtlich, dass die Menschen sich beruhigen werden. Das Leben geht weiter. Und wenn die Moschee gebaut ist und die Kritiker mitbekommen, dass dort nichts Bedrohliches passiert, dann wird Ruhe einkehren.
[...]
Das Problem besteht darin, dass es Alteingesessene gibt, die nicht akzeptieren wollen, dass sich die Bevölkerungsstruktur gewandelt hat. Ich mache kein Geheimnis aus meiner Position: Es muss sich noch viel ändern in den Köpfen, sie müssen begreifen, dass es Menschen mit anderer Haut- und Haarfarbe und einer anderen Religion gibt, die auch Deutsche sind. Ob man es will oder nicht, dass muss man akzeptieren. Und das spreche ich ganz offen aus und mache mich möglicherweise unbeliebt.
[...]
Das Amt für multikulturelle Angelegenheiten hat im im vergangenen Jahr eine Reihe von Gesprächen mit Moscheegemeinden und Menschen im Viertel moderiert. Wir werden diese Treffen wieder beleben und intensivieren. Über die Gespräche kann verständlich gemacht werden, was da eigentlich passiert: Da sind Muslime, die hier leben, deren Heimat dieses Land geworden ist, und diese Menschen sollen auch ihre Gemeindezentren bauen dürfen. Die Menschen wissen einfach zu wenig, schreiben alles Übel dieser Welt dem Islam zu. Die Trennung von Mann und Frau im Gotteshaus etwa ist ja nichts spezifisch Muslimisches, das gibt es bei den Juden und auch bei vielen anderen christlichen Gemeinden im Ausland.
[...]
Link zum Artikel:
http://www.fr-online.de/frankfurt_und_hessen/dossiers/moschee_spezial/?em_cnt=1213270&index_page=2

Mittwoch, 19. September 2007

Pfarrerin Ilona Klemens: Keine Angst vorm Islam FR

Artikel in der Frankfurter Rundschau 19.09.2007 (Zitat):
[...]
Wenn uns der Islam auch nach Jahrzehnten gelebter Nachbarschaft immer noch fremd erscheint, liegt das auch daran, dass wir, das heißt die Mehrheitsgesellschaft, ihn schlichtweg nicht wahrgenommen haben - so wie es auch lange versäumt wurde, Deutschland als Einwanderungsland zu begreifen. Hinzu kommt die politische "Großwetterlage" durch Terroranschläge, die gerade in den letzten Jahren dazu geführt haben, dass viele pauschal Angst vor "dem Islam" haben. Genau an diesem Punkt holen uns jetzt die Versäumnisse der Vergangenheit ein. Würden wir unsere muslimischen Nachbarn und ihren Glauben besser kennen, gäbe es sicher weniger Vorbehalte gegen Moscheebauten. Jetzt gilt es zu vermitteln, sie als Hinweis zu sehen, dass muslimische Gemeinden in dieser Gesellschaft angekommen sind und sie mitgestalten möchten.
[...]
Ein demokratischer Rechtsstaat zeichnet sich dadurch aus, dass seine ihm zugrunde liegenden Werte auch dann Geltung haben, wenn manche diese Werte nicht teilen. Deshalb bleibt es eine gemeinsame Aufgabe in dieser Gesellschaft, für Toleranz im Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen zu werben und sie vor allem zu leben.
[...]
Säkular bedeutet doch nicht Zwang zur Religionslosigkeit. Religionsfreiheit heißt bei uns nicht nur Freiheit von der Religion, sondern Freiheit zur religiösen Gestaltung des Lebens, auch in Form von sichtbaren Gebäuden.
[...]
Angst wird dann kontraproduktiv, wenn sie dazu führt, eine ganze Gruppe, in diesem Fall die Angehörigen einer Weltreligion nur noch als eine Art "Schreckgespenst" wahrzunehmen. Angst ist ernst zu nehmen, darf aber nicht zur Rechtfertigung pauschaler Ablehnung und Ausgrenzung dienen. Hier gilt es zu unterscheiden: Die Angst vor islamistischem Terror ist gerechtfertigt, die Angst vor "dem Islam" nicht.
[...]
Link zum Artikel:
http://www.fr-online.de/frankfurt_und_hessen/dossiers/moschee_spezial/?em_cnt=1212572&index_page=3

Frankfurt: Moscheegegner bleiben der Sitzung fern FR

Artikel in der Frankfurter Rundschau 19.09.2007 (Zitat):
Muslime wollen dort beten, wo sie leben
Herr Weißbarth hat abgesagt." Eine Nachricht, die die Kommunale Ausländervertretung Frankfurt (KAV) verstimmte. Denn auch die Position des Herrn Weißbarth als Vertreter der Bürgerinitiative gegen den Moscheebau in Hausen wollte das Gremium auf seiner jüngsten Sitzung hören. Horst Weißbarth aber hatte am Freitag per E-mail mitgeteilt, dass er am Montagabend nicht dabei sein werde - mit der Begründung, dass "er seine Teilnahme vor einer Entscheidung des örtlichen zuständigen Gremiums für verfrüht" halte.
Was dagegen spreche, der Einladung eines demokratisch gewählten Gremiums nachzukommen? Für die Frankfurter Migrantenvertreter war es eher ein "Armutszeugnis", dass gerade die Gruppe, die gegen das Bauvorhaben der Hazrat-Fatima-Gemeinde im Stadtteil mobilisiert, es vorzog, sich dem Gespräch zu entziehen.
[...]
Für den Moscheeverein ist das Grundstück am Industriehof ideal; es sei wie "Fügung Gottes", dass diese Baufläche gefunden worden sei. Denn es befinde sich nicht in einem "Fabrikumfeld" und auch nicht im Ortskern. Ideal sei es, "weil wir Menschen als Nachbarn haben möchten und dort beten wollen, wo wir leben". Selbst wenn ganz Frankfurt dagegen wäre, gebe es doch Gesetze und Rechte. Muslime seien Bestandteil dieser Gesellschaft und hätten Anspruch darauf, in angemessen Räumlichkeiten ihren Glauben zu praktizieren.
Argumente der Gegner - etwa Entfremdung des Stadtteils kann Kaymakçi nicht verstehen. Der Sohn türkischer Eltern, der in Deutschland zur Welt gekommen ist, nennt gerade die Hazrat-Fatima-Gemeinde als bestes Beispiel für Integration. Da hätten sich zwei Gemeinden, aus der Türkei und aus Pakistan stammenden Schiiten, über ethnische Grenzen hinweg für ein Ziel zusammengetan: nämlich in einem repräsentativen Gotteshaus zu beten. Dieses Modell empfiehlt er auch anderen muslimischen Gemeinden. "In Höchst gibt es vier sunnitische Gotteshäuser. Sie könnten sich doch, statt in Hinterhofmoscheen zu beten, auch zusammentun für ein schönes Gemeindezentrum."
Link zum Artikel:
http://www.fr-online.de/frankfurt_und_hessen/dossiers/moschee_spezial/?em_cnt=1212571&index_page=3

Video: Eine Moschee spaltet Hausen HR

HR Hessenschau 19. September 2007
Seit Monaten sorgt die geplante Moschee im Frankfurter Stadtteil für Unmut. Zwei islamische Gotteshäuser gibt es bereits in dem Ortsteil, eine Dritte sei zu viel, meinen viele Anwohner. Gestern konnten sie in einer Sitzung des Ortsbeirats Fragen an Vertreter von Islam-Gemeinde und Magistrat stellen.
Video-Link:
http://www.hr-online.de/website/fernsehen/sendungen/index.jsp?key=standard_document_33117390&jmpage=1&type=v&rubrik=5300&jm=1&mediakey=fs/hessenschau/20070919_bau

Samstag, 15. September 2007

Hausen: SPD will die Moschee im Dorf lassen FR

Artikel in der Frankfurter Rundschau 15.09.2007 (Zitat):
Dem Moscheebauplan der Hazrat-Fatima-Gemeinde stimmt die SPD-Fraktion im Römer grundsätzlich zu. Diese Religionsgemeinschaft tauche nicht in Verfassungsschutzberichten auf, auch sonst liege nichts Negatives gegen sie vor; insofern habe die Gemeinde den "berechtigten Anspruch", auf dem Grundstück in Hausen ein Gemeindezentrum zu errichten.
[...]
Link zum Artikel:
http://www.fr-online.de/frankfurt_und_hessen/dossiers/moschee_spezial/?em_cnt=1210774&index_page=3

Ünal Kaymakci: Unsere Moschee evangelisches-frankfurt

evangelischesfrankfurt.de September 2007:
Zwei Frankfurter Gemeinden islamischen Glaubens haben gemeinsam ein Grundstück gekauft, um eine Moschee und ein Gemeindezentrum zu bauen. Ihr Nutzen soll über die eigentliche Gemeinde hinausgehen und dem Wohle aller dienen.
Die beiden Gemeinden bestehen aus Muslimen türkischer und pakistanischer Herkunft. Sie gehören der dschaferitisch-schiitischen Rechtsschule des Islam an, halten aber die Einheit mit ihren sunnitischen Glaubensgeschwistern sehr hoch. Gleichwohl bilden sie eine eigene Gemeinde und haben vor allem andere Predigtsprachen (Türkisch, Urdu und Englisch) als die einen Kilometer entfernte arabischsprachige Abu Bakr-Gemeinde.
Die älteren Gemeindemitglieder sind hauptsächlich im Zuge der Arbeitsmigration seit den sechziger Jahren nach Deutschland eingereist. Zusammen mit ihren Kindern und Enkeln, die hier geboren und aufgewachsen sind, möchten sie ihre Verbundenheit und Liebe zu der neuen Heimat durch den Bau eines Hauses bekunden, das kein Provisorium ist, sondern für Generationen gebaut wird. Darin soll Gottes Wohlgefallen gewonnen werden, indem die Menschen beten und zum Glauben, zum Anstand, zur Aufrichtigkeit, zum Dienst am Menschen erzogen werden. Geplant ist der Ausbau der bisherigen sozialen Arbeit durch eine Vielfalt gemeinnütziger Angebote wie etwa Unterstützung von Jugendlichen, Frauen, Familien, sozial Bedürftigen, Erziehung zu islamischen Werten wie dem Ehrenamt oder der Leistungssteigerung in Schule und Beruf.
Durch den Bau der Moschee wird der Bildung von Parallelgesellschaften entgegengetreten. In offenen, transparenten Gebäuden kann man den Kontakt und die Berührung mit der Mehrheitsgesellschaft viel leichter ermöglichen. Deshalb kann ein Viertel durch eine solche Moschee nicht „umkippen“, sondern wird vielmehr erst dadurch vor dem Umkippen bewahrt.
Wir Muslime sehen uns und unsere Religion als Bereicherung und Gewinn für Deutschland. Die Sorgen innerhalb der Aufnahmegesellschaft sind ernst zu nehmen und offen auszusprechen. Unsere Demokratie ist stark genug, um Reibungen auszuhalten, die manchmal auch notwendig sind, damit sich das Zusammenleben einspielt. Natürlich wissen wir, dass es immer auch Ablehnung bei einigen geben wird. Wir haben uns aber ein hohes Ziel gesetzt. Schließlich wollen wir, dass unser Vorhaben auch Gott gefällt. Unser Ziel ist es, dass die Menschen in Frankfurt über Religionsgrenzen hinweg beim Anblick der Moschee sagen: Das ist unsere Moschee!
Link zum Beitrag:
http://evangelischesfrankfurt.de/2007/09/unsere-moschee

Dienstag, 11. September 2007

Umstrittene Moschee-Planung in Frankfurt DW-World

DW-World (11.09.2007):
[...]
Ein zweigeschossiges Hinterhof-Gebäude in Frankfurt am Main. In dem unscheinbaren Gebäude, bei dem äußerlich nichts an eine Moschee erinnert, haben sich rund 30 moslemische Gläubige zum Freitagsgebet versammelt. Der Imam spricht türkisch. Die Gemeinde "Hazrat Fatima" und "Pak Haidry" - ein Zusammenschluss schiitischer Moslems türkischer und pakistanischer Herkunft - ist hier Mieter. Seit Jahren träumt man von einer eigenen Moschee.
"Wir wollen in schönen, würdigen Räumen unser Gebet verrichten – so wie es Christen gerne auch in schönen Kirchen tun", beschreibt Ünal Kaymakci, Generalsekretär der Gemeinde. Darüberhinaus wolle die Gemeinde ein Zentrum errichten, in dem Jugendveranstaltungen, Vorträge, Podiumsdiskussionen und Feste stattfinden können. Auch ein offenes Bistro ist geplant.
[...]
Der aus Westafrika stammende Integrationsbeauftragte der Stadt Frankfurt, Jean Claude Diallo, glaubt, der Zwist um die Moscheen entstehe immer dann, wenn es um einen öffentlichen Platz gehe - auch in anderen deutschen Großstädten. "Die Moscheen, die es bis jetzt gibt, sind in Hinterhöfen. Da lebt man außerhalb. Wenn die Vereine sich entscheiden rauszugehen, um sichtbar und greifbar zu werden – das entsteht das Problem." Das sei auch in Frankfurt-Rödelheim, wo keine Moschee entstand, und bei der Abu-Bakr- Moschee so gewesen.
Zumal die Bauherren mit der neuen Moschee, die nahe der Ausfahrt zur Autobahn A66 errichtet werden soll, auch nach außen hin ein sichtbares Zeichen gleich einem Eingangsportal in die Weltstadt Frankfurt setzen wollen. Ünal Kaymakci meint, die Moscheen gehörten als Zeichen der Öffnung der Muslime und der Transparenz ins Stadtbild. "Wir sind Teil der deutschen Gesellschaft und das wollen wir auch architektonisch untermauern."
[...]
Der Verein Hazrat Fatima ist auf die Gegner zugegangen, indem er sie und interessierte Bürger ebenso wie die Medien zu einer Informationsveranstaltung eingeladen hat. Doch der Gesprächsfaden scheint zerrissen noch ehe er richtig geknüpft werden konnte. Horst Weißbarth von der örtlichen Bürgerinitiative führte die Diskussion, ohne auf die Pläne einzugehen, wieder auf den Punkt zurück, an dem man angefangen hat: "Wir wollen keine Islamisierung in Hausen. Es ist egal, was Sie da sagen, es bringt uns nicht weiter.“
Link zum Beitrag:
http://www.dw-world.de/dw/article/0,2144,2770316,00.html

Freitag, 7. September 2007

Frankfurt: NPD aus dem Plenarsaal geworfen FR

Artikel in der Frankfurter Rundschau 07.09.2007 (Zitat):
Genau 15 Sitzungen hat es gedauert, nun hat es Jörg Krebs endlich geschafft. Der NPD-Stadtverordnete, der im Römer schon häufig durch dumme, dreiste und intolerante Sprüche aufgefallen war, ist am Donnerstag aus dem Plenarsaal geworfen worden. Der Ältestenausschuss des Parlaments schloss Krebs nach knapp zwei Stunden von der weiteren Teilnahme an der Sitzung aus. Grund: Verunglimpfung von Muslimen.
[...]
Link zum Artikel:
http://www.fr-online.de/frankfurt_und_hessen/dossiers/moschee_spezial/?em_cnt=1205986&index_page=3

Update:
Die Bomben des Herrn Krebs (FR)
Braune Hetze (FR)

Dienstag, 4. September 2007

Frankfurt "Islam ist Teil der Gesellschaft" FR

Artikel in der Frankfurter Rundschau 04.09.2007 (Zitat):
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Größe, Optik und Standort sind wichtig, entscheiden aber nicht allein, ob eine Moschee akzeptiert wird oder auf Widerstand stößt - davon ist Professor Claus Leggewie vom kulturwissenschaftliche Institut in Essen überzeugt. Im Auftrag der Quandt-Stiftung hat er mit anderen 2002 eine Handreichung zum möglichst konfliktfreien Moschee-Bau verfasst. Nach seiner Beobachtung sei aber gerade im Bürgertum und bei gebildeteren Schichten eine wachsende Islamdistanz zu spüren. Er sieht darin "eine verzögerte Reaktion auf den 11. September und seine Folgen".
Als wesentlicher empfindet Leggewie aber die Schwierigkeit, als moderner Mensch in einer säkularen Gesellschaft plötzlich mit einer vitalen Religion konfrontiert zu werden. "Das irritiert, ist aber gleichzeitig wie ein Phantomschmerz": Das Vakuum, das die Religion als etwas Sinnstiftendes hinterlassen hat, trifft plötzlich auf die Konkurrenz des Islam, der bei den Gläubigen die Leere füllt.
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Ähnlich formuliert es Roland Löffler, evangelischer Theologe und Leiter des Trialogs der Kulturen bei der Quandt-Stiftung in Bad Homburg. "Früher glaubte man, Moderne funktioniert nur in säkularen Gesellschafen, dass sich Religion im Modernisierungsprozess auflöst oder zur Privatsache wird." In der multikulturellen, pluralistischen Gesellschaft zeige sich aber, dass die Moderne ein "ergebnisoffener Prozess ist, der Säkularisierung und die Revitalisierung von Religionen gleichermaßen möglich macht", sagt Löffler. "Viele Menschen haben keine Praxis mit Religion, wissen zu wenig über ihre kulturellen Wurzeln und empfinden deshalb eine konservative Religion suspekt."
Für ihn ist eine Moschee nur Symbol für die Grundsatzfrage, der sich eine multikulturelle Gesellschaft zu stellen habe: "Man muss kapieren, dass der Islam hier bleibt und Teil der Gesellschaft ist." Umgekehrt, sagt Löffler, müssten aber auch islamische Gemeinden und Vereine lernen, sich zu öffnen und einzulassen. "Viele stellen sich ungeschickt an" - suchten entweder keinen Dialog oder pochten auf die gesetzlich verbürgte Religionsfreiheit.
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Dass es auch beim Hausener Moschee-Bau nicht nur um Verkehr, Parkplatznot und Gebäudegrößen geht, wurde bei der Informationsveranstaltung der Hazrat-Fatima-Gemeinde am Sonntag in Rödelheim deutlich. "Egal, was sie sagen, wir lehnen diesen Bau ab": Mit diesen Worten kommentierte Horst Weißbarth, Sprecher der Bürgerinitiative gegen die Moschee in Hausen, die Power-Point-Präsentation und ausführliche Vorstellung des Bauvorhabens.
Ünal Kaymakçi von der Hazrat Fatima Moschee bedauerte Weißbarths "nicht konstruktive" Vorgehensweise. Die Diskussion über den Islam als Bestandteil dieser Gesellschaft habe sehr spät angefangen, erklärte der BFF-Stadtverordnete Wolfgang Hübner. "Nicht Moscheen, der Islam ist unser Problem", betonte Hübner und brachte in einem Satz zum Ausdruck, dass die Diskussion um Parkplatzmangel und hohes Verkehraufkommen nur vorgeschoben seien.
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Menschen mit "anderem Aussehen und einer anderen Religion" seien ein Teil dieser Gesellschaft, das müssten wir akzeptieren, "ob wir es wollen oder nicht", betonte Integrationsdezernent Jean-Claude Diallo. Gegen Widerstand helfe nur eines: "Aufklären, bis alle es verstehen." Für Claus Leggewie ist nun politische Führung gefragt. In Frankfurt müsse OB Roth Stellung im Sinne der multikulturellen Gesellschaft beziehen - gerade wenn Proteste hochkochen.
Link zum Artikel:
http://www.fr-online.de/frankfurt_und_hessen/dossiers/moschee_spezial/?em_cnt=1203438&index_page=3

Frankfurt: Moschee ja oder nein? HR

hr-online (4. September 2007):
Der Frankfurter Streit über ein Gebetshaus
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Es ist eine aufgeheizte Diskussion, die derzeit in Frankfurt geführt wird: Gestritten wird um den geplanten Bau einer Moschee im Stadtteil Hausen.
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Daniel Cohn-Bendit, Europaabgeordneter der Grünen, sagt: „Wenn man diese Angst überwinden will, dann muss man den Menschen, die einfach nur islamisch geprägt sind, ohne fundamentalistisch zu sein, eine Möglichkeit geben, sich zuhause zu fühlen. Je mehr die sich hier zuhause fühlen, um so mehr werden die sich abwenden von dem fundamentalistischen Islam. Also ich verstehe diese Ängste, ich verstehe auch, dass man nicht nur Angst hat, sondern aggressiv wird gegenüber dem Fundamentalismus und dem Terrorismus. Aber das hat mit der Moschee nichts zu tun.“
Gegenüber der russisch-orthodoxen Kirche soll die neue Moschee entstehen. Direkt an einem breiten Autobahnzubringer, auf einem Autoreparaturplatz. Was ist so furchterregend an einem modernen Bau mit viel Glas und orientalischer Verzierung am Rande eines Ortes ? Warum gehen die christlichen Nachbarn deswegen auf die Barrikaden ? Ist es das Image des Islam ? „Der Islam muss sich verändern, aber der wird nicht verändert, indem man jetzt keine Moscheen baut“, so Cohn-Bendit.
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Der Sprecher der Fatima-Gemeinde, Ünal Kaymakci, ist in Deutschland geboren. Er will einen Islam deutscher Prägung und fühlt sich deswegen gar nicht angesprochen: „Ob in den islamischen Ländern Menschenrechte geachtet werden oder nicht, kann nicht, kann für uns nicht relevant sein. Wir haben zu achten, was ist unser Maßstab, was ist unsere Rechtsordnung, und wenn unsere Rechtsordnung hergibt, dass alle Religionen gleich zu behandeln sind, dann kann natürlich eine Synagoge gebaut werden, ein Tempel, eine Kirche - und natürlich eine Moschee.“
Link zum Beitrag:
http://www.hr-online.de/website/fernsehen/sendungen/index.jsp?rubrik=3030&key=standard_document_32938890

Montag, 3. September 2007

Frankfurt-Hausen: Fatima-Gemeinde zeigt Moschee-Pläne FR

Artikel in der Frankfurter Rundschau 03.09.2007 (Zitat):
Als Computeranimation steht sie schon da, die Moschee der schiitischen Fatima-Gemeinde am Fischstein vis a vis der russisch-orthodoxen Kirche am Rande Hausens. Ein moderner Bau mit stilisierten Arkaden, viel Glas und angebautem Mehrfamilien-Wohnhaus, das von der Optik in jeder Neubausiedlung stehen könnte. Zwei schlanke, 16 Meter hohe Minarette fallen im gesamten Ensemble erst auf den zweiten Blick auf: "Die Architektur soll zeigen, dass wir hier angekommen sind", erklärte Ünal Kaymakci, Rechtsanwalt und Generalsekretär des Vereins der Hazrat Fatima Moschee [...].
Die Botschaft "unsere Gemeindeglieder leben seit 50 Jahren in Frankfurt, viele sind in zweiter und dritter Generation hier geboren", ist Kaymakci wichtig an diesem Abend. Vor allem an die Adresse der Bürgerinitiative aus Hausen und Rödelheim gerichtet, die gegen den Moscheebau auf die Barrikaden gehen. Für sie betonte Kaymakci auch, dass sie als Muslime eingeladen hätten, die sich mit Deutschland identifizieren, Frankfurt als ihre Heimat sehen.
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Mit "Heimatgefühl" begründet er auch das Motiv für den Moscheebau: "Wenn man ein Land lieben lernt, möchte man sich niederlassen und baut ein Haus." Das bedeute auch ein "Haus für die Gemeinde". Sprich: die Einbürgerung des Islam, der angesichts der mehr als 70 000 Muslime in Frankfurt ohnehin Teil der Stadt sei. Der Wunsch nach Moscheen ist für Kaymakci "ein natürlicher Prozess, der mit der Arbeitsmigration vor mehr als 50 Jahren begann".
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Dass Integration aber durchaus ein beidseitiger Prozess ist, wolle die Fatima-Gemeinde mit ihren Plänen belegen, warb Kaymakci. Angebote wie Sprachkurse, Hausaufgabenhilfe, Jugend-, Frauen-, und Seniorenarbeit, Vorträge und Ausstellungen seien geplant. Auch im Austausch mit sozialen Gruppen und Kirchen. "Wir haben uns von der Arbeit der christlichen Kirchen inspirieren lassen." Vor allem das Angebot des Hauses am Dom imponiere: "Wir wollen auch so ein offenes Haus."
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Im Gemeindezentrum wird ein öffentliches Bistro mit Freiterrasse im Hinterhof entstehen. Platz für zwei weitere Läden biete das Erdgeschoss des angebauten Mehrfamilienhauses mit 15 Wohnungen und Tiefgarage. Alles werde frei vermietet oder verkauft, versicherte Kaymakci. Es sei auch nicht geplant, Muslime anzusiedeln, konterte er die viel zitierte "Angst vor Überfremdung". Das Wohnhaus werde schlicht gebraucht, um das drei Millionen Euro teure Projekt zu finanzieren. Zehn Prozent der Kosten brächten Gemeindeglieder auf, der Rest sei über Kredit finanziert. "Wir haben uns mit der Bank geeinigt, das Wohnhaus als Sicherheit dazuzubauen. Eine Moschee lässt sich nicht verwerten, die Bank hätte dafür keinen Kredit gegeben."
Link zum Artikel:
http://www.fr-online.de/frankfurt_und_hessen/dossiers/moschee_spezial/?em_cnt=1202905&index_page=3