Mittwoch, 29. August 2007

Salomon Korn über Synagogen und Moscheen FR

Interview in der Frankfurter Rundschau 29.08.2007 (Zitat):
Die Synagoge in der Friedberger Anlage war die einzige große Monumental-Synagoge der Israelitischen Religionsgesellschaft, einer orthodoxen Gemeinschaft, die sich Mitte des 19. Jahrhunderts von der Jüdischen Gemeinde abgespalten hatte. Architektonisch gesehen war diese Synagoge die bedeutsamste in Frankfurt - von der Größe her wie von ihrer baukünstlerischen Qualität. Es gab im Deutschen Reich kaum eine andere Synagoge, die von solch architektonischer Qualität war.
[...]
Beim Hausener Moscheebau stellt sich die Frage, wie weit solche Bauten bei der Mehrheit der Bevölkerung Gefühle auslösen, es handele sich hierbei um fremdländische Bauformen. Dieses Problem gab es bereits im 19. Jahrhundert mit den neo-islamischen Synagogen, allerdings darf man nicht vergessen, dass es sich damals um abendländische Baukörper mit morgenländischen Applikationen handelte. Moscheen wirken heute für die Mehrheit der Bevölkerung als fremdländische Bauten. Minarette stechen als Herrschaftssymbole ins Auge. Hier sollte sich die muslimische Seite fragen, ob in ihre Bauten nicht auch Strömungen moderner Architektur einfließen sollten und ob sie auf funktional nicht unbedingt notwendige Bauformen, die Irritationen auslösen könnten, nicht verzichten könnte. Natürlich gehört es zu einer toleranten Gesellschaft, dass sie auch solche Dinge akzeptiert und sich an sie gewöhnt - allerdings nur dann, wenn hier die Ausrichtung des Islam in seiner Grundhaltung eine unzweideutig demokratische ist. Es scheint, als ob nicht alle Strömungen des Islam eine solche Grundausrichtung besitzen. Deshalb sollten solche möglicherweise verunsichernde, öffentlichkeitswirksame Momente auch im Interesse der Bürger muslimischen Glaubens wohl bedacht werden.
[...]
Eine Stadtregierung muss die Gefühle der Bevölkerung ernst nehmen, sei es die der Mehrheit, sei es die der Minderheit. Man kann einen solchen Konflikt nicht allein über das Baurecht lösen. Eine städtische Gemeinschaft sollte vielmehr der Kontroverse nicht ausweichen - nur dann kann sich am Ende das sachlich bessere Argument durchsetzen.
Link zum Artikel:
http://www.fr-online.de/frankfurt_und_hessen/dossiers/moschee_spezial/?em_cnt=1199943&index_page=3

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