Donnerstag, 14. August 2008

Aitak Barani: Rassistische Hetze in dumpf rechter Bevölkerung jW

Interview mit Aitak Barani, Mitglied des Vereins "Zusammen e.V." in Frankfurt am Main, in der jungenWelt 14.08.2008 (Zitat):
Im Frankfurt am Main will sich eine Bürgerwehr »Aktionsgruppe 22. Juli« gründen. Sie kündigt »aktionistischen Widerstand« gegen den geplanten Moscheebau im Frankfurter Stadtteil Hausen an. Wer steckt dahinter?
Die Gruppe hat sich nach dem Datum benannt, an dem das Frankfurter Bauamt dieses Jahr grünes Licht für den Bau der Moschee gab. Im August und September 2007 hatte es dazu schon hitzige öffentliche Diskussionen gegeben. Daraufhin bildete sich gegen das Vorhaben zunächst eine Bürgerinitiative, der u.a. die CDU, die »Bürger für Frankfurt« (BSF), die Republikaner und das »Bürgerbündnis für Frankfurt« angehörten. Nachdem dann die NPD für den 24. Oktober einen Aufmarsch gegen den Moscheebau organisiert hatte, gingen einige wieder auf Distanz – auch Oberbürgermeisterin Petra Roth (CDU).
Roth hatte sich dann überraschenderweise doch für den Bau ausgesprochen, was dem Ortsbeirat in Rödelheim und Hausen, wo die Moschee gebaut werden sollte, den Boden für eine weitere Mobilmachung entzog. Seitdem herrschte scheinbar Ruhe, aber mit der endgültigen Entscheidung des Bauamtes ist jetzt alles wieder hochgekocht. Da heißt es z. B. auf Flugblättern oder im Internet: »Wir werden von der deutschen Politik verarscht.« Oder »Wir Deutschen sind in Gefahr, weil es im Stadtteil dann drei Moscheen gibt.« Oder: »Deutsche und alteingesessene Bürger müßten jetzt geschützt werden.« Mit derartigen Sprüchen wird für die Gründung einer Bürgerwehr mobilisiert.
[...]
In einer rundum verschickten anonymen E-Mail unter dem Absender »Aktionsgruppe 22. Juli« wird angekündigt, daß diese Bürgerwehr den Widerstand gegen die moslemische Kultur auf die Straße tragen soll. Weiterhin heißt es, daß »Debatten keinen Sinn mehr haben«.
Auf der rechtsextremen Website »Politically Incorrect«, die damit offensichtlich sympathisiert, kündigt ein Blogger aus Frankfurt-Hausen an: »Es müssen sich ein paar aufrechte Jungens – und dem Abendland treue Mädels – finden, die den Musels vor Ort zeigen, wer in Deutschland das Sagen hat.« Unter anderem ist dabei die Rede von einem »Hausener Bub«, der mit seinen Kumpels bei Nacht und Nebel ein wenig »mit der Wurzelbürste beigeht«. Es werde »allerhöchste Zeit, in Hausen eine Sau durchs Dorf zu treiben«. Auf dieser Website führt als eine der zentralen Figuren gegen die Harzrat-Fatima-Gemeinde eine Hiltrud Schröter das Wort, die sich als Koran-Expertin ausgibt. Anhand ihrer angeblichen Kenntnisse der Suren des Korans beschwört sie eine vermeintlich vom Islam ausgehende Gefahr für die westliche Zivilisation herauf. In anderen Blogs wird sogar »zum bewaffneten Kampf gegen den Islam« aufgerufen.
Wie ist der Name »Politically Incorrect« zu verstehen?
Etwa so, daß man auf dieser Seite kein Blatt vor den Mund zu nehmen braucht – so daß man dort zum Beispiel von »Scheiß-Kanaken« reden kann. Zugleich ist diese Website bedingungslos proamerikanisch, proisraelisch und gegen die angebliche Islamisierung Europas eingestellt. Wenn man so will, ist die Website ein Forum für bürgerliche Rechtsextreme.
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In unserem Zentrum wollen wir ein Forum bieten, um eine Gegeninitiative zu bilden. Im September werden wir eine Veranstaltungsreihe zu dem Thema »Faschismus und Antiislamismus heute« anbieten. Dabei wird es unter anderem darum gehen, wie sich NPD und Neonazis mit Teilen einer dumpf rechts gesinnten Bevölkerung vernetzen und rassistische Hetze betreiben. Wir sollten nicht reflexartig auf jeden NPD-Aufmarsch reagieren, sondern wachsam die sich herausbildenden Strukturen beobachten und öffentlich thematisieren. Gemeinsam mit der Anti-Nazi-Koordination werden wir Aktionen dazu überlegen.
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Link zum Interview:
http://www.jungewelt.de/2008/08-14/048.php

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