Donnerstag, 20. September 2007

Jean-Claude Diallo: Moscheestreit "Es muss sich noch viel ändern in den Köpfen" FR

Artikel in der Frankfurter Rundschau 20.09.2007 (Zitat):
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Ich denke, dass im Hintergrund sehr viel Stimmung gegen das Projekt gemacht wird. Die Republikaner, NPD und BFF nutzen die Verunsicherung der Bürger, um gegen das Vorhaben der Hazrat-Fatima-Gemeinde zu mobilisieren. Was ich am Dienstag auf der Ortsbeiratssitzung gehört habe, hat mir Angst gemacht… Es ist unglaublich, was da abgelaufen ist. Die dort ausgesprochenen Meinungen sind meines Erachtens sehr grenzwertig.
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Wenn jemand von einer ,Negergemeinde' sprechen kann, ohne dass der Vorsitzende der Versammlung darauf reagiert und dies rügt, dann stimmt etwas nicht. Das darf nicht sein. Man lässt manche Aussagen einfach durchgehen, so ist mein Eindruck.
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Ich hoffe sehr, dass es nur ein kleiner Teil der Bevölkerung ist, der dagegen ist. Das Zusammenleben in einer multiethnischen und multireligiösen Gesellschaft ist kein "Friede, Freude, Eierkuchen". Wir haben einen schwierigen Prozess vor uns; aber zur Integration gehört es, Toleranz auszuüben. Und tolerant zu sein, heißt wiederum, manche Dinge hinzunehmen, selbst wenn es einem schwer fällt. Ich bin zuversichtlich, dass die Menschen sich beruhigen werden. Das Leben geht weiter. Und wenn die Moschee gebaut ist und die Kritiker mitbekommen, dass dort nichts Bedrohliches passiert, dann wird Ruhe einkehren.
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Das Problem besteht darin, dass es Alteingesessene gibt, die nicht akzeptieren wollen, dass sich die Bevölkerungsstruktur gewandelt hat. Ich mache kein Geheimnis aus meiner Position: Es muss sich noch viel ändern in den Köpfen, sie müssen begreifen, dass es Menschen mit anderer Haut- und Haarfarbe und einer anderen Religion gibt, die auch Deutsche sind. Ob man es will oder nicht, dass muss man akzeptieren. Und das spreche ich ganz offen aus und mache mich möglicherweise unbeliebt.
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Das Amt für multikulturelle Angelegenheiten hat im im vergangenen Jahr eine Reihe von Gesprächen mit Moscheegemeinden und Menschen im Viertel moderiert. Wir werden diese Treffen wieder beleben und intensivieren. Über die Gespräche kann verständlich gemacht werden, was da eigentlich passiert: Da sind Muslime, die hier leben, deren Heimat dieses Land geworden ist, und diese Menschen sollen auch ihre Gemeindezentren bauen dürfen. Die Menschen wissen einfach zu wenig, schreiben alles Übel dieser Welt dem Islam zu. Die Trennung von Mann und Frau im Gotteshaus etwa ist ja nichts spezifisch Muslimisches, das gibt es bei den Juden und auch bei vielen anderen christlichen Gemeinden im Ausland.
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Link zum Artikel:
http://www.fr-online.de/frankfurt_und_hessen/dossiers/moschee_spezial/?em_cnt=1213270&index_page=2

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